Wenn das Schuljahr zu Ende geht, rückt für viele Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte ein Thema in den Fokus: die Zeugnisse. Für manche ist es ein Grund zur Freude, für andere eine Quelle von Stress oder Enttäuschung. Doch was sagen Zeugnisse wirklich aus – und was nicht?
Zeugnisse dokumentieren die schulischen Leistungen eines bestimmten Zeitraums. Sie sollen Orientierung geben: Für den weiteren Bildungsweg, für Eltern aber auch für die Schüler*innen selbst.
Noten sagen insgesamt wenig über die tatsächlichen Kompetenzen aus – sie können stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden. Beispielsweise Nervosität bei Prüfungen, die Beziehung zur Lehrkraft sowie das häusliche Umfeld.
Ganz besonders sensibel ist dieses Thema im Grundschulbereich. Hier geht es nicht nur um das Abbilden von Leistung sondern ebenfalls um Motivation und Selbstbild.
Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sind (noch) sehr von den Menschen beeinflusst, die für sie zuständig und verantwortlich sind. Langsam bildet sich ein Verständnis für die eigene Person heraus. Wie bin ich? Wie möchte ich sein? Wie gehe ich mit anderen um? Und, wie möchte ich, dass mit mir umgegangen wird? Was ist mir wichtig und warum?
Eine liebevolle Unterstützung sowie Begleitung führen dazu, dass die Kinder in dieser Phase ihren eigenen Weg finden und lernen, sich zu positionieren. Diese Begleitung beinhaltet ein Abwägen von Eingreifen und nicht Eingreifen. Kinder müssen lernen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen dafür zu tragen. Kinder, deren Eltern nicht altersangemessen reagieren (können), sind oft „haltlos“ und suchen ihre Vorbilder in anderen Bezugspersonen – wie beispielsweise in der Lehrkraft. Dies ist auf der einen Seite eine große Verantwortung – auf der anderen Seite eine große Chance, positiv auf den Entwicklungsprozess einwirken zu können.
Zeugnisse interpretieren und adressieren
Der Ansatz, hier mit Verbalbeurteilungen zu arbeiten, ist zunächst einmal ein guter. Dabei plädiere ich allerdings dafür, den Kindern nicht eins zu eins alles Schriftliche preiszugeben und hier mehr die Eltern als Zielpersonen anzusehen. Die dann, mit dem umfangreichen Wissen über ihr Kind entscheiden, was sie preisgeben und was vielleicht nicht.
So kann im besten Fall ein liebevoller Austausch mit dem Kind darüber entstehen, was es bereits sehr gut macht und was vielleicht noch geübt werden sollte. So, in dieser Form sehe ich ein Zeugnis als konstruktive Rückmeldung an, aus der viel Positives hervorgehen kann.
Zeugnisse – Hilfe außerhalb der Schule
Tipp 1: Auf der Internetseite des NDR „Zeugnistelefon: Hilfe für Schüler bei schlechten Noten“ werden unter anderem Telefonhotlines und Beratungsstellen in Norddeutschland veröffentlicht.
Tipp 2: Umfangreiche Hilfe bietet auch der bundesweite Verein „Nummer gegen Kummer“.